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viernes, 14 de febrero de 2014


 „Die Kollegen haben Vertrauen zu mir“
UniKlinik Mannheim Magazin


Internationaler – und tätigkeitsübergreifender – geht es kaum noch: Die bolivianische Ärztin Teresa Romero Cruz (Mitte) absolvierte ein journalistisches Praktikum beim „Mannheimer Morgen“. In diesem Zusammenhang unterhielt sie sich in der Universitätsmedizin Mannheim mit der Aserbeidschanerin Sabina Nuriyeva (links) und der Russin Valerie Shlyakhto (rechts) darüber, welche Erfahrungen Ärztinnen aus dem Ausland in einem deutschen Universitätsklinikum machen. Hier Ihr Bericht.


„Positiv finde ich die Kollegialität, die ordentliche Forschungsarbeit und die Möglichkeit, an einer europäischen Studiengruppe teilnehmen zu dürfen. Hier kann man gut vorankommen.“ So lautet die Zwischenbilanz von Valeria Shlyakhto. Die zielstrebige 28-Jährige hat in Sankt Petersburg, also in ihrer russischen Heimat, Medizin studiert. Nun arbeitet sie in der Universitätsmedizin Mannheim an ihrer Doktorarbeit über Chronische Myeloische Leukämien. In der Studiengruppe von Professor Dr. Rüdiger Hehlmann fühlt sie sich sehr wohl, lobt das in Deutschland angetroffene hohe akademische Niveau. Und sie bekräftigt: „Ich habe eine sehr gute Beziehung zu den Kolleginnen und Kollegen, sie sind alle sehr freundlich.“
Auch Sabina Nuriyeva gehört zu den mehr als einhundert Medizinern, die an der UMM arbeiten. Ihr Einsatzgebiet ist ein ganz anderes – sie arbeitet in der von Professor Dr. Stefan Schönberg geleiteten Radiologie und Nuklearmedizin, hat jeden Tag Kontakt mit Patienten. Ganz ähnlich sind aber die Erfahrungen der fröhlichen 25-Jährigen in diesem Universitätsklinikum: „Unsere Kollegen sind immer dazu bereit, uns bei schwierigen Sprachangelegenheiten zu helfen“, schildert die junge Frau aus Aserbeidschan ihren Eindruck. „Die Kollegen geben deutschen Ärzte keinen Vorzug, sondern sie haben Vertrauen zu mir.“ 
„Ich finde, dass wir eine multikulturelle Leistung erbringen,“ lautet die Einschätzung von Sabina Nuriyeva. In der aserbeidschanischen Hauptstadt Baku hat sie Medizin studiert. Das aufgrund der Erdöl-Vorkommen durchaus wohlhabende Land kann sich moderne Medizintechnologie leisten, doch es fehlt an ärztlichen Experten, die damit gut umgehen können. Daher stand der Entschluss für Sabina Nuriyeva fest, dazu beizutragen, dass sich diese Situation ändert: „Ich habe dieses Fachgebiet in Deutschland gewählt, weil es in meinem Land nur wenige Fachkräfte gibt, die so etwas machen.“
Sprachschwierigkeiten gehören logischerweise zu den Hürden, die Ärzte ausländischer Herkunft zu meistern haben. Als sie in Deutschland angekommen sei, habe sie nur „hallo“, „guten Tag“ und „Arbeit“ sagen können, berichtet Valerie Shlyakhto. Was folgte, war hartes, intensives Lernen im Goethe Institut, so dass sie nach neun Monaten die Stufe C1 der deutschen Sprache erreicht hat. Erforderliches Mindestlevel an Alltagsdeutsch ist die darunter liegende Stufe B2, die sich in etwa mit fließenden Sprachkenntnissen gleichsetzen lässt. Deutsch-Kenntnisse, die von hohem Nutzen sind für ein angemessenes Patient-Arzt-Gespräch, so wie für akkurate Diagnosen, für das Schreiben von Krankengeschichten der Patienten, für Untersuchungsberichte. Und auch Diskussionen mit den Kollegen werden dadurch erst wirklich ermöglicht.
Sabina Nuriyeva hat Deutsch schon in ihrer Heimat gelernt, und obwohl sie mittlerweile Deutsch fast so gut wie ihre Muttersprache beherrscht, sagt sie: „Manchmal können schon Verständigungsschwierigkeiten auftreten, meistens bei jungen Patienten, die sehr schnell sprechen, oder bei Leuten, die einen starken Dialekt haben.“
Bleiben oder zurückkehren? So lautet eine spannende Frage für die meisten der Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland. Zunächst einmal sei der Entschluss, ins Ausland zu gehen, keine einfache Entscheidung – dies hänge vor allem von dem Alter und der Motivation ab, versichern die Ärztinnen. „Am Anfang ist es sehr stressig, in ein neues Land zu ziehen. Dies kann dein ganzes Leben auf den Kopf stellen“, blickt Valerie Shlyakhto zurück.
Das bestätigt auch Sabina Nuriyeva: „Für uns jüngere Menschen mag dies vielleicht einfacher sein, und wenn der Wille und das Engagement da sind, dann ist alles möglich.“ Doch zugleich steht für sie schon jetzt fest: „Mit Abschluss meiner Fachausbildung muss und will ich in meine Heimat zurückkehren. Denn die Familie vermisse ich natürlich, und, ja, ich habe auch mal Heimweh.“ Valerie Shlyakhto sieht sich dagegen eher als eine Weltenbürgerin, die es dorthin zieht, wo sich ihr die besten medizinischen Arbeits- und Forschungsmöglichkeiten bieten: „Wenn ich wollte, könnte ich relativ einfach nach Russland fliegen. Aber zurzeit möchte ich hier bleiben.“